Urlaub und Reisen
Phänomen "Übertourismus": Diese EU-Länder stellen sich mit strengeren Regeln gegen den Massentourismus
- Aktualisiert: 17.07.2023
- 09:01 Uhr
- Alena Brandt
Das Wichtigste in Kürze
Italien führt Fahrverbote ein und limitiert den Strandbesuch an bestimmten Tourismus-Hochburgen.
Die Stadt Split in Kroatien stellt neue Regeln für Party-Gäste auf.
Schluss mit Fotos: Selfie-Hotspots sind Magnete für Reisende - und ärgern Einheimische.
In Spanien gilt an einigen Stränden Rauchverbot.
Sand mitnehmen? Besser nicht. Auf Sardinien kann das tausende Euro kosten.
Im Clip: Diese Strand-Gesetze solltest du kennen.
Autoverbot, strenge Regeln für Party-Tourismus und Strandbesuch nur mit Anmeldung: An welchen Orten dich in Italien, Spanien, Kroatien und Co. neue Regeln im Sommerurlaub erwarten - das erfährst du hier.
Zu viele Touris: Italien führt neue Benimm-Regeln ein
Bella Italia: Italien lockt mit gutem Essen, Stränden und Bergen jedes Jahr zahlreiche Reisende an. Das kleine Land in Stiefel-Form erwartet im Sommer 2023 einen Rekord-Ansturm auf beliebte Reiseziele. Das Land soll mit 60 Millionen Urlauber:innen im Sommer rechnen. Im Jahr 2020 waren es laut der Datenbank laenderdateninfo.de nur 38 Millionen. Der neue Boom würde zu mehr Tourist:innen als Einwohner:innen führen.
Strandbesuch nur mit Anmeldung per App
Nicht nur sprichwörtlich: Die Menschen liegen eng an eng am Strand wie Sardinen in der Büchse. Auf der Insel Sardinien soll deshalb der Zugang zu überfüllten Stränden limitiert werden. Zudem fallen Eintrittskosten für bestimmte Strände an.
Bucht vorher buchen: Einen Ausflug zu den beliebten Buchten Cala dei Gabbiani und Cala Biriala an der Ostküste Sardiniens solltest du gut planen. Ein Spontanbesuch ist nicht möglich. Wer dorthin möchte, muss sich seinen Platz im Paradies mindestens 72 Stunden im Voraus buchen - per Smartphone-App.
Sand mitnehmen? Besser nicht.
Was schon länger gilt: Manche Souvenirs können teuer werden in Italien. Der Sand ist so schön - du lässt etwas davon in eine Glas rieseln und packst es in deinen Koffer? Keine gute Idee. Auf Sardinien etwa ist die Mitnahme von Sand, Muscheln und Steinen gesetzlich verboten. Verstöße ahnden Behörden mit bis zu 3.000 Euro Bußgeld.
Nur ohne Auto: Hier gibt es Fahrverbote
An der Amalfiküste und auf der Insel Lampedusa beispielsweise gelten im Sommer neue Regeln für den Straßenverkehr. Es gibt teils Fahrverbote für Autos und Mopeds in der Hochsaison. Davon ausgenommen sind Fahrzeuge, die Menschen mit Behinderung transportieren. Tipp: Informiere dich vor deiner Reise, welche Regeln für deine Urlaubsregion gelten.
Teilweise sind auch ganze Fahrstrecken gesperrt an Stoßzeiten wie Wochenenden. Oder die Anzahl der Fahrzeuge wird reguliert - und zwar nach den Endziffern am Nummernschild. Kurios: An manchen Tagen dürfen nur Autos fahren mit einer gerade Ziffer am Ende, an anderen Tagen nur solche mit ungerader Endziffer.
Eingeschränkte Zufahrt zum Pragser Wildsee
Der See mit schimmernden Farben inmitten der Berge ist ein Selfie-Hotspot. Mehr als 10.000 Menschen täglich kommen ins Pragser Tal und zum schönen See in den Dolomiten. Das ist zu viel für die Region und das sensible Ökosystsem. Vor allem die Anfahrt soll umweltfreundlicher werden. Deshalb gilt: vom 10.07. bis 10.09.2023 von 9.30 bis 16.00 Uhr ist der Pragser Wildsee nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß, mit dem Fahrrad oder gegen Vorweis einer Online - Reservierung oder Durchfahrtsgenehmigung erreichbar.
Auf Instagram gibt es tausende Beiträge mit #pragserwildsee. Der Klassiker: Ein Bild von einer Fahrt auf dem Boot über den See. So viel Posing zeigt sich sonst wohl nur in Model-Casting-Shows. So viel ist also klar: Einen einsamen Bergsee findest du hier nicht. Die vielen Bilder in den sozialen Medien schneiden die Massen an Menschen meist aus.
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In Portofino kosten Fotos Bußgeld
Durch das Fischerdorf in Italien rollt viel Verkehr. Und es ist auch ein Ort, indem sich im Sommer internationale Stars zeigen. Die Folge: Der Verkehr staut sich und es kommt zu Unfällen, weil Menschen mit dem Auto anhalten und Fotos machen. Deshalb gibt es nun neue Regeln im Touristenort: von Ostern bis Oktober gibt es Geldstrafen von rund 250 Euro für Fototouristen, die den Verkehr aufhalten.
Österreich: Hallstadt testete Anti-Selfie-Zaun
Hype um Hallstadt: Der österreichische Ort löste einen Instagram-Sturm aus. Er gehört zum Unesco Weltkulturerbe und soll Inspiration für den Disneyfilm "Frozen" gewesen sein und in einer beliebten chinesischen TV-Serie als Ort für eine Verlobungsreise angepriesen worden sein. In China gibt es seit 2011 sogar eine Kopie von Hallstadt.
Vielen Menschen in Hallstadt ist der Ansturm von Menschenmassen mit Kameras zu viel. Probeweise stand kurze Zeit ein Holzzaun als Sichtschutz an dem beliebten Aussichtspunkt - der sollte das Fotografieren einschränken und die Lärmbelästigung für Anwohner:innen reduzieren. Doch die Idee hat sich bisher nicht als langfristige Lösung durchgesetzt und der Zaun wurde wieder abgebaut.
Spanien: Rauchverbot am Strand
Eine Zigarette rauchen am Strand - das kann tausende Euro Strafe kosten. In Spanien gibt es nicht generell rauchfreie Strände. Es hängt von den Beschlüssen der Gemeinden ab, ob sie Zigaretten am Strand dulden - oder nicht. In Barcelona etwa sind Strände rauchfrei. Dort qualmen die Köpfe der Strandgäste höchstens von der Sonne.
Kroatien verschärft Party-Regeln auf Split
Die Stadt Split in Kroatien ist ein Magnet für Tourismus mit tollen Stränden und Party. Doch das Nachtleben eskaliert häufig. Grölende Touristen, die mit lauter Musik nachts durch die Straßen ziehen - davon hat der Ort genug. Die Stadt verschärft die Benimm-Regeln. Anlass waren zahlreiche Beschwerden von Bewohner:innen. Verstöße ahnden die Behörden mit einem Bußgeld. Folgendes ist nicht erlaubt:
- Alkoholkonsum außerhalb der Lokale (gilt für die Altstadt)
- Wildpinkeln
- Baden in Brunnen
- in Badesachen durch die Stadt laufen
- Schlafen auf öffentlichen Plätzen
Keine Rollkoffer mehr in der kroatischen Touristen-Stadt Dubrovnik
Die Urlaubshochburg Dubrovnik in Kroatien will den Rollkoffer verbieten, da gerade ältere Modelle auf entsprechendem Untergrund eine erhebliche Lärmbelästigung verursachen. Ab diesem Sommer dürfen Touristen ihre Koffer gemäß einer Gesetzesänderung in der Stadt nur noch in der Hand durch die Straßen tragen, wie der Bürgermeister der Stadt Mato Frankovic laut der kroatischen Zeitung "Jutarnji Iist" verkündete. Bei Verstößen droht eine Strafe von 265 Euro.
Ab November soll dem Problem dann zunächst durch Gepäckaufbewahrungsstellen Abhilfe geschaffen werden. Dort können Touristen ihre Koffer abgeben, die Stadt kümmert sich dann um den Transport zur Unterkunft. Langfristig sollen die Besucher ihre Koffer sogar noch früher loswerden können: In der Nähe des Flughafens will die Verwaltung ein Logistikzentrum einrichten, von dem aus die Gepäckstücke direkt zur Adresse der Ferienunterkunft geliefert werden.