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Die "Hackney Diamonds" der Rolling Stones schillern in den schönsten Farben

  • Veröffentlicht: 17.11.2023
  • 10:11 Uhr
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© Universal Music International

Das Wichtigste in Kürze

  • Es ist das erste Album der Rolling Stones mit neuen Songs seit 2005 – und schon allein deshalb eine Sensation. "Hackney Diamonds" ist eine starke Platte, auf der vor allem die Single "Angry" und das mit Stevie Wonder und Lady Gaga aufgenommene "Sweet Sounds Of Heaven" überzeugt.

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Das neue Album der Rolling Stones dürfte so heiß erwartet worden sein wie kaum eine andere Platte. Kein Wunder, ist es doch das erste mit neuen Songs seit "A Bigger Bang" aus dem Jahr 2005. Es ist außerdem das erste seit dem Tod von Charlie Watts am 24. August 2021. Er war der Gentleman-Drummer und die ruhige Seele der Stones seit 1963. In den Interviews, die Mick Jagger, Ron Wood und Keith Richards in den letzten Wochen gaben, betonten sie immer wieder, dass es "Hackney Diamonds" ohne Watts nicht gegeben hätte. Watts ist außerdem auf den Songs "Mess It Up" und "Live By The Sword" auch noch an den Drums zu hören – diese Aufnahmen entstanden vor seinem Tod. Es sei "ein Tribute-Album für Charlie", sagte Keith Richards in einem Interview mit dem Wochenmagazin "Der Spiegel". Er leide noch immer unter dem Verlust seines Bandkollegen und Freundes. "Ich verarbeite seinen Tod noch immer. Es ist noch nicht vorbei. Charlie war ein großer Teil meines Lebens. Und der Stones. Erst, wenn jemand geht, merkt man, wie groß er eigentlich war. Da ist eine große Lücke. Ich fülle sie, indem ich mich mit ihm unterhalte. Ich frage mich: Was würde Charlie über dieses oder jenes denken? Wir hatten endlose Gespräche, die gehen weiter. In mir ist Charlie immer noch sehr lebendig."
Aber was bedeutet eigentlich dieser so poetische und urbritische Titel "Hackney Diamonds"? Das erklärte Mick Jagger im Rahmen eines Presse-Events im einst recht rauen Londoner Stadtteil Hackney. Ein Slang-Ausdruck für zerbrochenes Glas, sei das, so Jagger: "Wenn du an einem Samstagabend in Hackney unterwegs bist, dir jemand die Windschutzscheibe einschlägt, und die Scherben auf der Straße landen, wo sie im Licht glitzern – DAS sind 'Hackney Diamonds'."
Die Kritiken des Albums waren kurz nach Release fast durchgehend positiv. Auch wenn sich nicht alle Oldschool-Fans mit der breitkreuzigen und modernen Produktion von Andrew Watt anfreunden konnte. Watt kommt nämlich eher vom Pop, gewann 2021 einen Grammy als "Producer of the Year", produzierte Hits mit Miley Cyrus und Justin Bieber und motzte in den letzten Jahren den Sound von Ozzy Osbourne und Iggy Pop auf deren letzten Alben auf. Watt ist außerdem selbst Gitarrist und riesiger Stones-Fan. Als Produzent von "Hackney Diamonds" sei er "ergebnisorientiert" gewesen, so Watt im Interview mit dem amerikanischen Magazin "Rolling Stone": "Ich war der Newcomer. Ich hatte also nicht den Ballast, den eine Band mit sich bringt, die schon seit über 60 Jahren zusammen ist. Es gibt eine Menge Geschichten zwischen all den Leuten in diesem Raum, besonders zwischen Mick und Keith. Die einzige Möglichkeit, die mir einfiel, wie ich am besten durch diese Gewässer navigieren konnte, war es schnell zu arbeiten und sie in Bewegung zu halten."
Diese Arbeitsweise half sicher auch dabei, dass die Chemie zwischen Mick Jagger und Keith Richards stimmte. Der Sänger und der Gitarrist liebten und hassten sich bekanntlich über die Jahre. Kaum ein Interview kam ohne Fragen nach der Stimmung der beiden aus. Keith Richards sagte in der "New York Times" zum Beispiel: "Wir sind ein seltsames Paar." Und präzisierte dann noch ein klein wenig mehr: "Ich liebe ihn sehr und er liebt mich sehr – lass es uns dabei belassen." Im Interview mit Jimmy Fallon in London bei der offiziellen Ankündigung gab es dann noch diesen schönen, entlarvenden Moment, als Richards auf die Frage, wie man es als Band 60 Jahre zusammen aushält, knurrte: "Indem man nicht zu oft miteinander redet." Jaggers Fazit konnte man dann auch im "Rolling Stone" nachlesen: "Ich glaube, wir haben uns bei dieser Platte sehr gut verstanden. Natürlich haben wir Meinungsverschiedenheiten darüber, wie die Dinge sein sollten, aber ich denke, das ist ziemlich normal. Ich habe manchmal das Gefühl, dass Keith denkt, ich begeistere mich zu schnell für etwas. Aber ich weiß, wie schnell die Dinge geschehen sollten – denn ich bin ein absoluter Groove-Typ."
Unter den zwölf Songs finden sich zahlreiche Highlights. Die Vorabsingle "Angry" ist eines davon und zugleich ein guter Album-Opener: Die Rolling Stones rocken hier schnörkellos und enthusiastisch nach vorne, im Video dazu räkelt sich "Euphoria"-Star Sydney Sweeney auf der Rückbank eines fahrenden Cabrios. Auch die Studio-Gästeliste sorgt für große Momente: die mächtig soulige Ballade "Sweet Sounds Of Heaven" zum Beispiel, die mit Stevie Wonder und Lady Gaga entstand, die sich hier mal eben als stimmgewaltige Soul-Sängerin outet. Gibt es etwas, was diese Frau nicht kann? Der rotzige Blues-Stomper "Bite My Head Off" wiederum hat Paul McCartney am Bass und bei "Live By The Sword" hört man Elton John – und eben das ruhige und zugleich kraftvolle Drumming von Charlie Watts. Am Ende des Albums wird es dann aber noch einmal betont ruhig – mit einem Verweis auf die Jahre der Bandgründung. Man hört nur Jagger und Richards, die gemeinsam den Blues-Klassiker "Rollin’ Stone" von Muddy Waters aus dem Jahr 1950 spielen. Ein bewusst gesetzter, genialer Schlusspunkt: Denn, das wissen die Fans, nach genau diesem Song hat Brian Jones die Band 1962 angeblich benannt.

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